Zero Waste – (Fast) ohne Müll im Alltag

zero-waste -Frau _viele Einkaufstüten@ pixabay - Andy Graf

Der Ausdruck „Zero Waste“ wörtlich übersetzt heißt „Null Müll“ und bedeutet gleichzeitig „Null Verschwendung“. Sicher haben Sie schon oft davon gehört, aber wir finden es kann nicht oft genug darüber gesprochen werden.

Denn der Zero-Waste-Trend ist mehr als ein Ökotrend. Er steht für ein globales Umdenken. Es geht um nichts weniger, als das bestehende wirtschaftliche System neu zu definieren. Unsere bisherige Wirtschaft ist nicht wirklich nachhaltig. Zur Zeit basiert sie auf ständigem Wachstum und funktioniert linear. Die Produkte sollen ein Ende ihres Lebenszyklus haben, so dass wir gezwungen sind, sie immer wieder neu zu kaufen. Auch wenn schon viele Anstrengungen für eine Kreislaufwirtschaft unternommen werden, verbrauchen wir noch immer zu viele Rohstoffe. Zu viele Materialien werden nach ihrem Gebrauch verbrannt oder deponiert.

Zero Waste bedeutet aber von vornherein so zu produzieren, dass überhaupt kein Müll anfällt. Verantwortung tragen vor allem Industrie, Hersteller und Politik, nicht nur wir, die Konsumenten und Verbraucher. Dennoch macht es auf der persönlichen Ebene absolut Sinn, ohne Verschwendung und und im Einklang mit der Natur zu leben. Auch wenn es nicht einfach ist, jeden Müll zu vermeiden, versuchen inzwischen viele Menschen ihren Müll zu reduzieren oder wenigsten durch Recycling auszugleichen.

 

Doch Recycling allein ist nicht die Lösung.

Augenblicklich kann die Abfallwirtschaft die meisten Materialien nicht komplett recyceln, so dass man aus ihnen dieselben Produkte mehrmals herstellen kann. Zudem werden beim Recycling-Prozess große Mengen an Ressourcen wie Energie und Wasser benötigt. Recycling ist einfach nicht genug. Da die Rohstoffe knapper werden, steigen ihre Preise, Umweltschäden durch die Gewinnung von Ressourcen schaffen Probleme für Mensch und Umwelt, und die Deponien füllen sich ohne die Möglichkeit, jemals unnötig zu sein. Wenn wir wirklich Rohstoffe sparen und die Umweltbelastungen verringern wollen führt kein Weg an der Müllvermeidung vorbei.

Das Ziel von Zero Waste ist es also, zu einer Kreislaufwirtschaft überzugehen, in der wir überhaupt keinen Müll mehr produzieren und Produkte und Materialien ständig wiederverwendet werden. 

 

Wie geht Zero Waste im Alltag?

Oft höre oder lese ich, dass die Leute verärgert sind, weil sie trotz aller Bemühungen ungewollt Müll produzieren. Und ehrlich gesagt, die Leute die uns ihren Jahresmüll in einem Einmachglas präsentieren, wissen auch, dass hinter den Kulissen immer noch eine Menge Müll produziert wird. Zum Beispiel werden die Waren in Unverpackt-Läden, in denen sie einkaufen, auch in Versandverpackungen angeliefert und  für den Produktionsweg wird in vielfacher Hinsicht Müll produziert. Außerdem werden bestimmte Lebensmittel gar nicht ohne Verpackung angeboten.

Aber auch wenn Zero Waste auf individueller Ebene noch unerreichbar ist, so ist dies doch ein wichtiger Schritt, im Kleinen soweit es eben möglich ist, Abfall zu vermeiden. Der Anfang ist entscheidend. Da helfen die fünf R’s von Béa Johnson, der Vorreiterin der weltweiten Zero Waste-Bewegung, auf dem Weg zum möglichst müllfreien beziehungsweise müllarmen Leben.

Die fünf R’s

  • Refuse what you don’t need. –  Ablehnen, was Sie nicht brauchen.
  • Reduce what you do use. – Reduzieren, was Sie brauchen, (aber nicht ablehnen können).
  • Reuse whatever you can. – Wiederverwenden, was immer Sie können (und reparieren).
  • Recycle what you can’t refuse or reduce. – Zur Wertstoffsammlung geben (auch wenn es kein echter Kreislauf ist), was Sie nicht ablehnen oder reduzieren können.
  • Rot what’s left over. – Kompostieren, was übrig bleibt.

Refuse – Vermeidung und Ablehnung

Der erste Schritt ist eigentlich eine Lebenseinstellung, die Sie auf viele Aspekte des Lebens anwenden können: Lernen, Nein zu sagen. Lehnen Sie Dinge, die Sie nicht brauchen, ab. Hinterfragen Sie ihr Konsumverhalten bei jedem Produkt: Brauche ich das wirklich? Das Ablehnen gilt für Produkte, die unnötigen Abfall erzeugen und nicht nützlich sind. Sozusagen ein Boykott der Nutzlosigkeit.

Beginnen Sie mit kleinen Schritten:

  • Verzichten Sie auf Einwegartikel (Papier oder Plastik) wie Strohhalme, Becher, Taschen, Servietten.
  • Sagen Sie Nein zu Werbegeschenken wie Stifte, Aufkleber, Schlüsselanhänger, Seifenblasen, kleine Gratisproben …
  • Lehnen Sie Flyer, Werbeprospekte und Papiertüten ab. Auch wenn sie recycelt werden können, ist die Vermeidung die beste Option.
  • Versuchen Sie so wenig wie möglich mit Verpackung zu kaufen.
  • Beginnen Sie damit Obst und Gemüse unverpackt zu kaufen.

Reduce – Reduktion

Wenn Sie Produkte ablehnen, die schwer oder gar nicht zu recyceln sind, verringern Sie bereits Ihren Verbrauch. Der nächste Schritt ist, das zu reduzieren, was Sie brauchen.
Zu erkennen, was Sie wirklich brauchen und besitzen wollen, ist ein nicht ganz leichter und kontinuierlicher Prozess.

Hier sind einige Tipps zum Einstieg:

  • Sortieren Sie überflüssige und doppelte Gegenständen (Kleidung, Spielzeug, Werkzeug…) aus. Sicher nutzen Sie jemand anderem gut.
  • Brauchen Sie wirklich x-verschieden Reinigungsprodukte im Haushalt? Essig, Natron und Seife tun es auch.
  • Es gibt oft einfachen Alternativen, z.B. Frischhaltefolie können Sie durch einen Teller als Deckel auf einer Schüssel ersetzen.
  • Ist es nötig jedes Jahr ein neues Handy zu kaufen?
  • Brauchen Sie wirklich das nächste Paar Schuhe?

Reuse – Wiederverwenden und Reparieren

Wenn Sie Artikel und Materialien wiederverwenden, verlängern Sie ihre Lebensdauer und verringern den Verbrauch von Ressourcen. Es gibt viele einfache Möglichkeiten, Produkte wiederzuverwenden. Seien Sie kreativ!

Hier sind ein paar Ideen, um sich inspirieren zu lassen:

  • Funktionieren Sie noch brauchbare Gegenstände um. Gläser oder Plastikbecher können als Aufbewahrungsbehälter dienen. Oder Sie gestalten Artikel komplett um: Stichwort Upcycling.
  • Wenn Sie etwas nicht wiederverwenden können, suchen Sie jemanden, der Ihre Artikel wiederverwenden kann. (unmittelere Nachbarschaft, Kleinanzeigen oder auf Handelswebseiten)
  • Übrig gebliebene Lebensmittel lassen sich oft für ein anderes Gericht wiederverwenden.
  • Versuchen Sie Einwegartikel die Sie unbedingt brauchen durch nachhaltige Produkte zu ersetzen. ( z.B. Plastik- und Papiertüten → wiederverwendbare Baumwolltasche)
  • Falls ein Artikel kaputt geht, schauen Sie ob Sie ihn reparieren können bevor Sie ihn entsorgen und neu kaufen.
  • Wenn Sie ein Werkzeug/Gerät (Bohrmaschine, Rasenmäher) benötigen, können Sie es sich vielleicht von einem Familienmitglied oder einem Nachbarn ausleihen, anstatt neu zu kaufen. Sie können auch gleich gemeinsam Anschaffungen dieser Art machen und sie zusammen nutzen.
  • Brauchen Sie eine neue Hose? Werfen Sie einen Blick in einen Secondhand-Laden, bevor Sie direkt zum Einkaufszentrum gehen. Ein Kleid oder einen Anzug für eine Hochzeit können Sie sich leihen oder mieten.
  • Können Sie einen Artikel oder Kleidung aus recycelten Materialien kaufen?

Recycling – Zur Wertstoffsammlung geben

Auch wenn Recycling allein nicht die Lösung ist, so ist es ein wichtiger Schritt, damit der Müll, der entsteht, so umweltfreundlich und korrekt entsorgt werden kann, wie es bisher möglich ist. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und erkundigen Sie sich, was alles recycelt wird und wo Sie die Artikel in Ihrer Gemeinde entsorgen können. Bei uns auf wohindamit.de können Sie das leicht herausfinden. Einfach Ihre Postleitzahl und den Artikel eingeben und schon wissen Sie wohin damit.

Rot – Kompostieren

Die Küchen- und Gartenabfälle gehören in den Biomüll und nicht in die Restmülltonne. Küchen- und Gartenabfälle können Sie zuhause kompostieren oder in die Biotonne entsorgen. Was Sie in die Biotonne geben, wird in Großanlagen kompostiert oder zu Biogas vergoren. Die Nährstoffe und Ballaststoffe aus dem Biomüll gelangen beim Kompostieren zurück in die Natur. Das Biogas wird zur Strom- und Wärmeerzeugung oder zum Tanken genutzt.

Wer keine Biotonne oder Komposter hat, kann als Alternative eine Wurmkiste oder einen Bokashi-Eimer nutzen. Auch wenn Sie keine einzige Pflanze in der Wohnung haben, die Ihren Dünger oder Kompost braucht, finden Sie ganz sicher einen Abnehmer für Ihren Kompost oder Flüssigdünger. Günstige Selbstbauanleitungen für Wurmkiste oder einen Bokashi-Eimer gibt es natürlich auch.

 

Zero Waste ist ein Prozess!

Inzwischen ist Zero Waste schon zu einer wirklichen Bewegung in vielen Teilen der Welt geworden.

Zero Waste zu leben wird nicht über Nacht geschehen. Bevor Sie jeden Artikel in Ihrem Leben durch Zero Waste-Alternativen ersetzen, verbrauchen Sie das, was Sie haben. Entsorgen Sie den Abfall verantwortungsvoll und wenn möglich, recyceln Sie die Komponenten. Nehmen Sie Änderungen dann vor, wenn es sinnvoll ist.

Die Menschen sind verschieden. Wenn Sie sich für den Zero-Waste-Lebensstil entscheiden, fragen Sie „Warum“ Sie das tun wollen. Das motiviert Sie täglich dran zu bleiben. Vergleichen Sie sich also niemals mit Anderen. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren, kommunizieren Sie mit denen, die sich auf den Weg gemacht haben Zero Waste zu leben. Wenn Sie Fragen oder Bedenken haben, lassen Sie sich unterstützen – nicht einschüchtern.

Noch mehr konkrete Tipps finden Sie z.B. bei der Zero Wast Familie, auf der Plattform Zero Waste Lifestyle und auf vielen anderen Seiten im Netz. Sogar ein ganzes Dorf, Kamikatsu in Japan, lebt Zero-Waste.

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