Die Mengen an Alttextilien in Europa steigen stetig – und oft landen sie im Müll statt im Recycling. Seit dem 1. Januar 2025 gilt deshalb in der EU die Pflicht zur Getrenntsammlung von Alttextilien. Damit sollen wertvolle Ressourcen geschont und die Kreislaufwirtschaft vorangebracht werden.
Inhaltsverzeichnis
Was ändert sich?
Seit Anfang 2025 müssen alle EU-Länder alte Kleidung und Stoffe getrennt sammeln. Das Ziel: Mehr Recycling, bessere Wiederverwendung und weniger Abfall. Die Regelung ist Teil der Abfallrahmenrichtlinie, die bereits seit 2008 besteht, aber 2018 überarbeitet wurde. Neu ist auch, dass Textilhersteller:innen mehr Verantwortung übernehmen sollen – von der Herstellung bis zur Entsorgung ihrer Produkte.
Warum das Ganze?
Die Textilindustrie schluckt Unmengen an Ressourcen. Für ein einziges Baumwollshirt braucht es rund 2.700 Liter Wasser. Durchschnittlich wurden 2024 pro EU-Bürger neun Kubikmeter Wasser, 400 Quadratmeter Land und fast 400 Kilogramm Rohstoffe für Kleidung und Schuhe verbraucht.
Hinzu kommt, dass wir oft mehr kaufen, als wir tatsächlich tragen: Eine Greenpeace-Umfrage zeigt: Fast 40 % der Kleidung landen ungetragen im Müll. Und nur 1 % der Alttextilien in der EU wird zu neuer Kleidung recycelt – der Rest wird verbrannt.
Genau hier setzt die neue Regelung an: Durch besseres Recycling und mehr Wiederverwendung sollen Ressourcen geschont und Abfall vermieden werden.
Was gehört alles zu Alttextilien?
Die Richtlinie liefert keine exakte Liste, aber grundsätzlich geht es um alle Arten von Textilien, die Sie nicht mehr brauchen– von Kleidung bis zu Industrieprodukten. Dazu gehören zum Beispiel:
- Kleidung: Getragene und ungetragene Klamotten, auch Überproduktionen.
- Haushaltstextilien: Bettwäsche, Handtücher, Vorhänge, Tischdecken.
- Industrie- und Gewerbetextilien: Arbeitskleidung, Schutzkleidung, Produktionsreste.
- Sonstiges: Taschen, Stofftiere, Schals oder Hüte – und sogar Lappen oder Putzmaterial.
Kurz gesagt: Alles, was irgendwie aus Stoff ist. Wichtig ist, dass sowohl intakte als auch kaputte Textilien gesammelt werden. Wie genau das läuft, regelt jedes EU-Land selbst.
Wie entsorge ich richtig?
Was tun mit schmutzigen oder kaputten Klamotten? Stark verschmutzt Alttextilien, etwa durch Öl, Farbe oder Lack, können Sie weiterhin in den Restmüll geben. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) rät davon ab, solche Textilien in Altkleidercontainer zu werfen. Warum? Sie machen das Recycling kompliziert, aufwendig und teuer. Momentan lassen sich nur saubere Stoffe hochwertig recyceln.
Wie läuft’s eigentlich gerade beim Textilrecycling?
Fast Fashion: Recycling wird schwieriger
Fast Fashion – ständig neue, günstige Kleidung – macht das Recycling nicht einfacher. Viele dieser Teile bestehen aus minderwertigen Materialien, die sich schlecht recyceln lassen. Der Großteil der recycelten Alttextilien wird nicht zu neuer Kleidung, sondern zu Produkten wie Putzlappen, Vliesstoffen oder Dämmmaterial. Aber auch hier gibt’s Hindernisse: Der Bedarf sinkt, etwa weil Elektroautos weniger Dämmstoffe brauchen als Verbrenner.
Neue Recycling-Technologien: Noch viel Luft nach oben
Es gibt zwar Technologien, die das Recycling hochwertiger machen könnten, aber die stecken noch in den Kinderschuhen. Und sie sind teuer. Die EU diskutiert deshalb, ob Hersteller wie beim Dualen System an den Kosten für Sammlung und Verwertung beteiligt werden sollten.
ob Hersteller wie beim Dualen System an den Kosten für Sammlung und Verwertung beteiligt werden sollen. Das könnte aber auch höhere Preise für Verbraucher:innen bedeuten. Ob die Textilindustrie dadurch nachhaltiger wird, bleibt abzuwarten.
Was kann ich als Verbraucher:in für mehr Nachhaltigkeit tun?
- Weniger kaufen: Kaufen Sie nur das, was Sie wirklich brauchen.
- Auf Qualität setzen: Gut verarbeitete Kleidung hält länger – und lässt sich besser recyceln.
- Second-Hand nutzen: Gebrauchte Kleidung weiterzugeben oder selbst zu kaufen, ist immer eine gute Idee.
- Reparieren statt wegwerfen: Ein kaputter Reißverschluss oder ein kleiner Riss? Das lässt sich meistens reparieren.
Mehr Tipps finden Sie in unserem Artikel Frühjahrsputz im Kleiderschrank – dort zeigen wir Ihnen, was Sie mit gebrauchter Kleidung machen können.
Fazit: Alle sind gefragt
Die neue EU-Richtlinie soll die Textilbranche nachhaltiger machen. Ob das gelingt, hängt nicht nur von der Entwicklung besserer Recyclingtechnologien ab, sondern auch von uns allen – von Hersteller:innen, Entsorger:innen und Verbraucher:innen.
Tipps zum Weiterlesen:
Umweltbundesamt: KLEIDER mit HAKEN
Öko-Institut e.V. -Textilrecycling – Status Quo und aktuelle Entwicklungen
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