Jährlich gehen knapp 200 Plastiktüten pro Person durchschnittlich EU-weit über die Ladentheke. Danach werden sie meist sofort weggeworfen. Viele Plastiktüten landen immer noch in der Natur. Dort werden sie zum Problem. Laut dpa sollen Plastiktüten von 1. Juli an schrittweise in immer mehr Geschäften kostenpflichtig sein.
Auf diese Regelung haben sich Teile des Handels und die Politik geeinigt. Einen festgelegten Tüten-Preis soll es nicht geben, den bestimmen die Händler demnach selbst.
Schon jetzt werden in Deutschland an den Kassen der Supermärkte kaum noch Plastiktüten kostenlos abgegeben. Nun sollen beim Einkaufen auch im deutschen Einzelhandel (Bekleidungs- und Elektronikhandel, Apotheken, Drogerien) nicht mehr so viele Plastiktüten gratis angeboten werden. Das soll helfen den Plastiktütenverbrauch zu reduzieren, und uns alle bewegen über den Schutz unserer Umwelt nachzudenken. Die Einwegtüten sollen aus unserem Alltag verbannt werden und mehrfach verwendbaren Tüten sollen an deren Stelle benutzen werden.
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Bei Media Markt, Saturn, C&A und Tchibo kostet die Plastiktüte jetzt schon Geld
Die Zahl der Kunststofftüten in Europa soll deutlich reduziert werden. Der deutsche Handel unterstützt die Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie und engagiert sich für den Umweltschutz, teilte der Handelsverband Deutschland mit. Deshalb sollen in allen Geschäften Kunststofftüten in Zukunft nicht mehr unentgeltlich an die Kunden abgegeben werden.
Einige Unternehmen wie Media Markt oder C&A verlangen schon seit dem 1. März Geld für die Plastiktüten. Die Unternehmen legen aus kartellrechtlichen Gründen die Höhe des Entgelts für die Plastiktüten individuell fest. Der Textildiscounter Kik verzichten sogar ganz auf Kunststofftüten. Innerhalb von zwei Jahren sollen mindestens 80 Prozent der Kunststofftüten in Deutschland kostenpflichtig sein.
Die EU-Richtlinie gibt vor, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststofftüten in den Mitgliedstaaten bis 2019 auf 90 Tüten und bis 2025 auf 40 reduziert werden muss.
Nicht alle machen mit
Bis jetzt beteiligen sich 150 Unternehmen an der freiwilligen Regelung. Jedoch gibt es einzelne Branchen die sich verweigern, wie zum Beispiel der Bäckerverband.
Ganz auf Plastiktüten verzichten
Als mitgebrachte Einkaufstüte, ob gratis oder bezahlt, als Mülltüte oder als Frischhaltebeutel, Tüten aus dem Kunsstoff Polyethylen nutzt fast jeder Haushalt in Deutschland. Im Schnitt sind das 71 Tüten pro Person und Jahr (viert niedrigster Platz in Europa). Die Ressourcenvergeudung von Erdöl ist eine Seite, die andere Seite ist die Belastung der Umwelt.
Denn Plastiktüten sind biologisch nicht abbaubar.
Auch wenn alte Tüten bei der Verbrennung energetisch verwertet werden, werden doch klimaschädliche und giftige Substanzen wie Formaldehyd und Phenole freigesetzt. Außerdem landen zahllose Plastiktüten als Müll in der Natur. Doch Plastik verrottet nun einmal nicht.
So gefährdet der Plastikmüll auch viele Tiere an Land und im Wasser. Meerestiere oder Seevögel ersticken an den Plastikresten. In England, Australien, San Francisco, Tansania und Ruanda sind Tragetaschen aus Polyethylen mittlerweile verboten.
Umweltverbände befürworten daher ein generelles Verbot von Einwegtüten. Denn allein der Verzicht auf Plastiktüten ist nachhaltig.
Kritik der DHU
Kritik an der Vereinbarung zwischen Umweltministerium und Handelsverband Deutschland kommt von der Deutsche Umwelthilfe (DUH). Jürgen Resch, der DUH-Bundesgeschäftsführer, kritisiert: „Die Bundesregierung setzt konsequent ihren wirtschaftsliberalen Kurs fort, verzichtet auf eine gesetzliche Regelung zur Vermeidung von Plastiktüten und ist erstmals bereit, eine ‚Freiwillige Selbstverpflichtung‘ zu akzeptieren, die sich nur auf etwas weniger als die Hälfte der in Verkehr gebrachten Plastiktüten bezieht. Übertragen auf die Verkehrssicherheit ist das so, als würde der ADAC feierlich erklären, dass sich künftig 50 Prozent der Verkehrsteilnehmer korrekt verhalten und die Bundesregierung zukünftig Geschwindigkeitsverstöße nicht mehr ahndet“.
Freiwillige Vereinbarung oder Gesetzliche Regelung?
Da es keine einheitliche verpflichtende Abgabe auf alle in Verkehr gebrachten Einweg-Plastiktüten gibt, glaubt die DHU nicht, dass diese Vereinbarung zur signifikanten Reduzierung von Plastiktütenverbrauch führt. Denn allein eine Verpflichtung würde tatsächlich die kostenlose Abgabe der Wegwerftüten verhindern und zudem vermeiden, dass sich Handelsunternehmen mit dem Verkauf umweltbelastender Plastiktüten zusätzlich bereichern. Sie bemängelt ebenso, dass keine Sanktionsmaßnahmen vorgesehen sind, falls die Händler sich nicht an die Selbstverpflichtung halten.
Laut DUH kann bereits ein sehr geringer Preis für Plastiktüten dazu führen, dass die Unternehmen Geld an ihnen verdienen und sich das Angebot von Plastiktüten erst recht lohnen kann. Bei einer gesetzlichen Abgabe würde das Geld jedoch beim Staat verbleiben und die Plastiktüte würde somit wirklich unattraktiv. Und mit den Einnahmen einer Abgabengebühr auf Plastiktüten könnten Projekte zur Vermeidung von Abfall finanziert werden.
Beispiel Irland
Seit langem fordert die DUH eine einheitliche gesetzliche Abgabe auf Einweg-Plastiktüten in Höhe von 22 Cent pro Stück, wie es in Irland erfolgreich eingeführt wurde. Dadurch wurde der Plastiktütenverbrauch in Irland von 328 pro Kopf und Jahr auf nur noch 16 Stück gesenkt.
Die Deutsche Umwelthilfe bietet mit ihrer Aktion „Kommt nicht in die Tüte“ viele Hintergrundinformationen zum Thema Plastiktütenan. Auch der BUND gibt wertvolle Tipps zum Verzicht auf Plastiktüten.