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Kleider machen Leute …
Ein Leben ohne etwas Farbe und modischen Schick ist kaum denkbar und vielleicht auch gar nicht so erstrebenswert. Unserer Kleidung verrät viel – über unsere Mentalität, unseren Beruf oder mögliche Gruppenzugehörigkeit. Ein Blick in alte Fotoalben oder die Smartphone-Chronik zeigen so manchen Modetrend. Erinnern Sie sich?
Wir nutzen die Kleidung bzw. unser gesamtes Outfit, samt Frisur, Schmuck und Accessoires um mit anderen Menschen in Kontakt (oder auch nicht) zu treten. Kleidung ist wie das gesprochene Wort und die Körpersprache Kommunikation. Wir können uns nicht nicht kleiden. Egal, was wir auch tragen, es hat eine Bedeutung, selbst wenn wir meinen es sei uns völlig egal, was wir auf unserer Haut tragen. Ich gebe zu, meinen ersten Eindruck mache ich sicher zu 50 Prozent am äußeren Erscheinungsbild meines Gegenüber fest. Kleider machen noch immer Leute. Und gerade deshalb sollten die Stoffe auf unserer Haut für niemanden schädlich sein oder?
Schränke voller Kleider, die niemand trägt
Es stapeln sich in deutschen Schränken über zwei Milliarden Kleidungsstücke, die selten oder nie getragen werden. Das ergab 2015 eine Umfrage von Greenpeace, die sich mit dem Kaufverhalten, der Tragedauer und Entsorgung von Kleidung beschäftigte. Mir war schon vorher klar, dass viele Kleidungsstücke oft als traurige Schrankhüter enden, aber diese Zahl hat mich doch geschockt. Knapp 20 Prozent der Kleidung wird hierzulande für den Schrank und nicht zum Tragen gekauft. Außerdem kommen ständig neue Klamotten dazu.
Die Funktion der Kleidung
Doch was nützt einem die schönste modische Kleidung, wenn die darin enthaltenen Rückstände von Textilhilfsmitteln, nicht festgebundenen Farbstoffen und »Ausrüstungschemikalien« in die Haut eindringen können. So mancher Träger möchte bei diesem Chemiecocktail nicht nur die Kleidung ablegen sondern gleich ganz aus seiner Haut fahren. Die Kleidung hat ihre Aufgabe als Schutzfunktion gar ins Gegenteil gekehrt. Allerdings liegt das auch an all den Ansprüchen, die Textilien inzwischen zu erfüllen haben. Wanderkleidung soll wasser- und schmutzabweisend sein, die Hemden sollen nicht knittern und ihre Form behalten. Socken müssen Schweißgerüche unterbinden, die Farbe des Lieblingspullis darf nach vielfacher Wäsche nicht ausbleichen und T-Shirts sollen leicht zu bügeln sein.
Chemiecocktail in der Kleidung
Um das alles so günstig wie möglich anbieten zu können, kommen in der Textilveredelung eine Menge Chemikalien zum Einsatz. Von der Fasergewinnung bis zur Fertigstellung eines Kleidungsstücks können mehrere hundert Chemikalien und Zubereitungen in unterschiedlichsten Kombinationen zum Einsatz kommen. Selbst in Naturprodukten können bedenkliche Konzentrationen von Chemikalienrückständen enthalten sein. Auch wenn die Kleidung laut Greenpeace inzwischen weniger gefährlich für die Träger geworden ist, so leiden Mensch und Umwelt im Herstellungsprozess noch immer unter den chemischen Belastungen.
Besonders der Anbau von Baumwolle in Monokulturen bedingt einen immensen Einsatz von Pestiziden. Die Schadstoffe werden bei der Verarbeitung der Baumwolle zwar stark reduziert, aber nicht vollständig entfernt. Bei der Herstellung und Verarbeitung der textilen Rohstoffe können ebenso giftige Stoffe eingesetzt werden. Veredelungsprozesse sind notwendig. Textile Rohstoffe müssen vorbehandelt, gefärbt, bedruckt und »ausgerüstet« werden. Beim sogenannten »Ausrüsten« werden die Textilien, je nach gestellten Anforderungen, mit den gewünschte Eigenschaften versehen, die die Fasern »normalerweise« nicht besitzen. Dabei handelt es sich um das Ausrüsten gegen mikrobiellen Befall, zur verbesserten Schmutzablösung, gegen elektrostatische Aufladung, gegen Einlaufen, zur Knitterfreiheit und um Bleich- und Färbeprozesse. Diese Veredelungen verursachen zudem eine enorm hohe Abwasser- und Umweltbelastung. Häufig pumpen die Fabriken in Indien und China die toxischen Abwässer komplett ungeklärt in die Flüsse. Die Chemikalien vergiften das Wasser, die Fische und über das Trinkwasser auch die Menschen.
Was können Sie tun?
Die große DETOX-Kampagne von Greenpeace zeigt, dass es zwar ein langer Weg, aber doch nicht unmöglich ist, Kleidung sauber, ohne Chemie herzustellen. Sie verpflichtet Markenhersteller giftfrei zu produzieren. Einige große Hersteller kamen der DETOX-Forderung inzwischen nach. Sie verzichten bis 2020 sowohl beim Anbau als auch der Herstellung und Veredelung auf gefährliche Mittel.
Gerade deshalb macht es viel Sinn, beim Kauf auf schadstoffgeprüfte und möglichst schonend erzeugte Textilien zu achten. Wenn Sie die giftige Kleidung einfach nicht mehr kaufen müssen die Hersteller reagieren. Um festzustellen welche Hersteller umwelt- und gesundheitsverträglich produzieren bieten Ihnen firmenneutrale Öko-Etikette erste Orientierung. Die festgelegten Grenzwerte für Pestizidrückstände, Schwermetalle und Formaldehyd liegen weit unter den gesetzlich zulässigen. Darüber hinaus wird das Fehlen krebs- und allergieauslösender Farbstoffe garantiert.
Ich denke es geht hier auch darum, uns unser Verhältnis zu Kleidung und Mode bewusst zu machen. Es lohnt sich ganz bestimmt, vor dem Einkauf neuer Kleidung, den eigenen Textilkonsum an sich unter die Lupe zu nehmen. Sie werden nicht todunglücklich sein, nur weil Sie weniger aber dafür ungiftige, qualitativ hochwertige und unter fairen Bedingungen hergestellte Textilien kaufen, die meist auch länger halten! Das schont die Umwelt und am Ende auch den eigenen Geldbeutel.
Nähere Informationen zu den Labels oder unter der Detox-Lupe. Noch mehr zum Thema finden Sie auch bei der Kampange für saubere Kleidung.