Deutscher Plastikmüll wird weiterhin illegal im Ausland entsorgt. Obwohl es EU-weiter verschärfte Regelungen für den Export von Kunststoffabfällen gibt. Es ist verboten unsortierte oder verschmutzte Plastikgemische, die sich nicht einfach recyceln lassen, international zu handeln. Und doch geschieht es. Das hat Greenpeace, mit Hilfe von versteckten Ortungsgeräten im Plastikmüll, nachgewiesen. In den vergangenen drei Jahren hat die Organisation den Weg von 42 Lieferungen Plastikmüll verfolgt und festgestellt, dass er vor allem in der Türkei und in Südostasien landet.
Deutscher Plastikmüll wohin?
Was geschieht mit deutschen Plastikmüll hat sich auch wohindamit.de schon 2019 gefragt. Ohwohl den chinesischen Müll-Verarbeitungsfirmen ein Milliardengeschäft entgeht, hat die Regierung die Importe von Plastikmüll 2018 gestoppt. Seither hat auch Deutschland den größten Plastikmüll-Abnehmer verloren. Da immer noch viel zu viel Plastik produziert und verbraucht wird, suchte sich deutscher Plastikmüll neue Wege zur Entsorgung. Der Müllexport wurde einfach umgelenkt.
Greenpeace hat von 2019-2022 mit hilfe von GPS-Trackern verschiedene Plastikmüllladungen verfolgt. Diese führten sie in die Niederlande, nach Spanien, Malaysia, die Türkei, und nach Israel. Die Umweltschutzorganisation hat dafür 2 Recyclingfirmen Melor (im schleswig-holsteinischen Reinbek) und GFR (in Henstedt-Ulzburg), ins Visier genommen. Das ist im ausführlichen Recherchebericht (https://act.gp/3Drl5gO) nachzulesen. Deutscher Plastikmüll wurde teilweise gegen geltende Gesetze im Ausland entsorgt.
Die Firma Melor Edelmetall-Recycling steht auch mit illegalen Exporten nach Osteuropa in Verbindung. Drei der versteckten Tracker im Müll der Firma Melor Edelmetall-Recycling führten in die Türkei. Eine Ladung, der an die Firma Best Plast südlich der Stadt Adana ging, hätte nicht importieren dürfen. Denn zum Zeitpunkt des Müllimports in die Türkei verfügte diese Firma nach Greenpeace-Angaben nicht über die benötigte Lizenz des Umweltministeriums. Zudem handelte es sich um einen Plastikmix aus PET und PP. Die Türkei hat aber die Einfuhr von gemischten Plastikabfällen untersagt. Best Plast hätte den Müll deshalb selbst mit gültiger Lizenz nicht importieren dürfen.
Dabei hat Greenpeace schon im Mai 2021 einen Bericht zu Umweltverschmutzungen in der Region Adana im Süden der Türkei veröffentlicht. Nicht-recyclebare Plastikabfälle aus europäischen Staaten wurden teils illegal in die Türkei exportiert.
Mensch und Umwelt gefährdet
Der Plastmüll landet auf illegalen Deponien, ohne ein Verwertungskonzept für den Müll auch aus Deutschland. Die vermeintlich recyclingfähigen Plastikabfälle werden einfach verbrannt. Die Umweltorganisation wies an zehn Standorten in der Provinz Adana im Südwesten der Türkei Haufen von Plastikmüll nach. Er lag illegal am Straßenrand, auf Feldern oder in Flüssen lag und oft in Flammen stand. Abfall, den die Menschen der Region Adana nicht produziert haben, der sie aber schlimmstenfalls krank macht.
Aus dem jüngsten Bericht von Greenpeace geht hervor, dass Plastikmüll von Melor in Reinbeck in Malaysia ankam. Diese Lieferung befand sich bis zur letzten gesendeten Position in einer Sortier- und Zerkleinerungsanlage der Firma Polymix Plastic nahe Kuala Lumpur. Den schlechten Zustand der Anlage haben die Umweltschützerinnen auf Fotos dokumentiert: Gewässer und das umliegende Gelände werden durch den angelieferten Müll verschmutzt.
Fünf Trackinggeräte wurden 2020 bei drei Recyclingfirmen zwischen Bruchstücken von Hartplastik versteckt. Dieses Plastik war mit Brom belastet. Das stammt vermutlich aus bromierten Flammschutzmitteln. Zwei der fünf Tracker meldeten sich zuletzt aus Malaysia.
Zeit zu handeln!
Unser Müll und unser Konsumverhalten hat Auswirkungen auf die gesamte Welt. Deutscher Plastikmüll hat im Ausland nichts zu suchen.
Deshalb fordert Greenpeace:
- Die Bundesregierung muss umgehend dafür sorgen, dass die Regelungen der Basler Konvention eingehalten werden. Sie muss den Export von unrecycelbaren Abfällen verhindern, die in den Ländern des Globalen Südens die Gesundheit der dort lebenden Menschen gefährden und die Umwelt verschmutzen.
- Die betrügerischen und illegalen Praktiken der Plastikmüllindustrie müssen von der Justiz eingehend untersucht werden. Wer wissentlich Plastikmüll an unlizenzierte Deponien liefert, muss mit wirksamen Strafen rechnen.
- Wir brauchen ein globales Abkommen zur Bekämpfung der Plastikflut – ein internationales Bewusstsein, dass es so nicht weitergeht.
- Wir müssen es schaffen, die gewaltige Menge an Plastik zu reduzieren. Dazu müssen Einwegkunststoffe Schritt für Schritt vom Markt verschwinden.
- Das geht nicht ohne die Hersteller. Sie müssen Mehrwegkonzepte entwickeln und die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte sicherstellen.
- Die Bundesregierung muss die Länder des Globalen Südens bei der fachgerechten Entsorgung und Sanierung von wilden Deponien unterstützen.
Quellen
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