Wer in Sachen Papier umweltfreundlich unterwegs sein will, wählt Recyclingpapier mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ des Umweltbundesamtes. Denn der Blaue Engel steht für die Herstellung aus 100 Prozent Altpapier. Wenn Sie Recyclingpapier nutzen, sparen Sie wertvolle Ressourcen. Die meisten Rohstoffe sparen sie allerdings wenn sie grundsätzlich Papier sparen.
Inhaltsverzeichnis
- Woher kommt das Holz für unser Papier?
- Ein kurzer Einblick in die Herstellung von Papier
- Welche Vorteile hat Recyclingpapier mit dem Blauen Engel?
- Ist Recyclingpapier teurer als Frischfaserpapier?
- Dürfen Lebensmittel in Recyclingpapier verpackt werden?
- Und wie sieht es mit Toilettenpapier aus Recyclingmaterial aus?
- Trotz Recyclingpapier sparsam mit Papier umgehen
Woher kommt das Holz für unser Papier?
Wussten Sie, dass jeder fünfte Baum, der auf dieser Welt gefällt wird, in der Papierherstellung landet?
Nur rund 16% des in Deutschland verbrauchten Papiers wächst in einheimischen Wäldern. Für den Rest werden Zellstoff bzw. schon fertiges Papier importiert. Bei den fertigen Papieren ist oft nicht erkenntlich woher sie stammen. Ob ein Produkt Tropenholzfasern oder Fasern aus Raubbau enthält, erfahren die Verbraucher nicht.
Die Bäume wachsen in Wirtschaftswäldern. Das sind riesige Monokultur-Plantagen. In Brasilien sind es vor allem Eukalyptus-Plantagen. Teilweise wachsen sie sogar in Urwäldern und anderen alten Wäldern mit hohem Schutzwert. Dafür weichen oft die ursprünglichen Wälder. So bleibt die biologische Vielfalt auf der Strecke und teils verlieren indige Völker ihre Lebensgrundlage. Das stellte ROBIN WOOD e.V. in seiner jährlichen Analyse fest.
Ein kurzer Einblick in die Herstellung von Papier
- Zunächst wird das Holz in der Papierfabrik ganz klein zermahlen. Aus den feinen Sägemehl entsteht durch chemische Verfahren Zellstoff. Je nach gewünschtem Papiertyp werden neben Wasser noch Hilfsstoffe wie Leim, Bleichmittel oder Farbstoffe hinzugesetzt.
- Dann formt die Papiermaschine aus dem Zellstoffbrei im Stoffauflaufkasten Bahnen.
- Als nächstes kommen die Bahnen auf Siebe, wo das überschüssige Wasser abläuft. Die Fasern verbinden sich dabei und bilden ein gleichmäßiges Papiervlies.
- Nun durchläuft das Vlies mehrere Walzen. Diese pressen einen großen Teil des Wassers heraus.
- Das restliche Wasser im Papier verdunstet mithilfe von heißem Dampf.
- Schließlich wird das getrocknete Papier geglättet.
- Zum Schluss rollt die Maschine die Papierbahnen zu Rollen auf. Das nun entstandene Papier heißt Primärfaser- oder Frischfaser-Papier.
- Recyclingpapier entsteht aus wiederverwertetem Altpapier, Pappe und Karton. Es wird ebenso zerkleinert und in Wasser in seine einzelnen Papierfasern zerlegt. Danach wird es gereinigt, entfärbt und anschließend zu neuem Papier gepresst.
Welche Vorteile hat Recyclingpapier mit dem Blauen Engel?
- Recyclingpapier besteht aus 100% Altpapier, davon 65% minderwertiger Sorten.
- Im Vergleich zu herkömmlichen Papierherstellung werden bis zu 70 % Wasser und 60 % Energie gespart.
- Altpapier kommt aus Deutschland. Die Transportwege sind meist kürzer. So fallen weniger CO2Emissionen an.
- In der Produktion kommen keine optischen Aufheller oder halogenierte Bleichmittel zum Einsatz.
- Als Farbmittel sind Azofarbstoffe sowie Bestandteile mit Quecksilber, Blei oder andere schädliche chemische Chemikalien verboten.
- Recyclingpapier reduziert die Abfallberge.
- Und es ist ebenso langlebig wie anders Papier.
Der ökologische Fußabdruck von Recyclingpapier (auch Sekundärfaser-Papier) ist also bedeutend besser, als der von Frischfaser-Papier! Ich muss dennoch darauf hinweisen, das der Kreislauf des Recycling von Altpapier nicht unendlich ist. Auch wenn es viel häufiger wieder verwendet werden kann, als angenommen. Deshalb ist der Papierkreislauf in bestimmten Mengen auf die Zufuhr frischer Fasern angewiesen. Deshalb müssen Sie aber nicht loslaufen und extra herkömmliches Papier kaufen. Es sind immer genug Produkte dieser Art im Umlauf (z.B. Zeitschriften und Magazine, Verpackungen für Parfum und andere Kosmetikartikel).
Ist Recyclingpapier teurer als Frischfaserpapier?
Es kommt auf die Rohstoffsituation an. Hochwertige Recyclingpapiere kosten oft 10% bis 20% weniger als vergleichbare Primärfaserqualitäten, aber manchmal auch mehr als diese. Doch im Durchschnitt sind Recyclingpapiere nicht teurer als Frischfaserprodukte ähnlicher Qualität.
Dürfen Lebensmittel in Recyclingpapier verpackt werden?
Die Gefährdung der Gesundheit durch Recyclingpapier ist immer wieder ein Thema. Da in Verpackungsmaterialien aus Altpapier unerwünschte Stoffe enthalten sind, die die Lebensmittel verunreinigen können. In einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das zwischen 2010 und 2012, wurde das genauer untersucht. Damals stellten die Forscher fest, dass am Ende ihres Mindesthaltbarkeitsdatums Recyclingverpackungen deutlich mit Mineralölkohlenwasserstoffen, Weichmachern und Druckfarbenbestandteilen belastet waren. Über 250 Substanzen wurden in Recyclingkartons nachgewiesen, die eventuell in die Lebensmittel eindringen können.
Die Forscher sahen in der Beschichtung der Kartons oder Innenverpackungen aus Kunststoff eine Möglichkeit das Übergehen der schädlichen Stoffe in die Lebensmittel, auf ein unbedenkliches Maß zu reduzieren.
Deshalb hat das Bundesinstitut für Risikobewertung in seiner Empfehlung XXXVI detailliert beschrieben, welche Bedingungen Recyclingpapier erfüllen muss, um als Lebensmittelverpackung eingesetzt werden zu dürfen. Also Lebensmittel dürfen in Recyclingpapier verpackt werden. Allerdings muss die Verpackung gewährleisten, dass keine gesundheitsschädlichen Stoffe vom Papier auf das Lebensmittel übergehen kann.
Dennoch ist das u.a. der Verbraucherzentrale nicht genug. Sie fordert z.B. das die seit 2001 geplante Mineralölverordnung der Bundesregierung auch die Umverpackungen von Lebensmittel beinhaltet. Es gibt also doch noch einiges in dieser Hinsicht zu tun. Vielleicht ist das ein Thema, welches Sie interessiert und Sie können Ihre Energie und Zeit dafür nutzen auf die Thematik aufmerksam zu machen.
Und wie sieht es mit Toilettenpapier aus Recyclingmaterial aus?
In der Augustausgabe hat das Verbrauchermagazin Ökotest 20 Recycling-Toilettenpapiere untersucht. Rund 134 Rollen Toilettenpapier werden jährlich pro Po in Deutschland verbraucht. Die Macher des Magazins raten zu Toilettenpapier mit dem Blauen Engel. Aber sie haben einen Nachteil bei den Inhaltsstoffen von elf Toilettenpapieren im Test festgestellt. dort fanden sie halogenorganische Verbindungen, die sich vor allem in der Umwelt anreichern. Sie vermuten diese wurden über das Altpapier eingebracht. In fast allen Recyclingrollen haben sie Restspuren optischer Aufheller gefunden. Die stammen wahrscheinlich auch aus dem verwendeten Altpapier. allerdings haben sie dafür keine Minuspunkte vergeben.
Dennoch rät Ökotest Recyclingpapier zur Pohygiene den Frischfaserpapieren aus Gründen des Umweltschutz vorzuziehen.
Trotz Recyclingpapier sparsam mit Papier umgehen
Wenn Sie Recyclingpapier nutzen sind Sie auf einem guten Weg. Noch hilfreicher für die Umwelt handeln Sie, wenn Sie überall, wo es Ihnen möglich ist, sparsam mit Papier umgehen. Deutschland gehört zu den größten Papierverbrauchern der Welt. Rechnerisch verbrauchen wir Deutsche pro Kopf jährlich 240,3 kg Papier, Pappe und Karton (Stand 2018). Insbesondere der Verbrauch von Verpackungen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Recyclingpapier besteht zwar aus Altpapier, doch auch das stammte ja einst aus frischem Holz. Vor allem in Russland, in Kanada und in Südamerika musste Urwald für Plantagen weichen. Bis auf einige Flecken in Schweden und im europäischen Teil Russlands ist der Urwald in Europa vollständig verschwunden. Und auch für die Herstellung von Recyclingpapier braucht man Wasser und Energie. Wenn sie Recyclingpapier verwenden, schonen sie die Umwelt. Erst wenn Sie Papier sparen schützen Sie die Umwelt. Wie Sie Papier sparen lesen Sie in unserem Artikel: Papier hat zwei Seiten!
Wie sieht es bei Ihnen aus? Sparen Sie schon Papier? Verwenden Sie Recyclingpapier?
Kommentar hinterlassen zu "Recyclingpapier nutzen und Papier sparen"