Umweltfreundlicher Kaffee wie zu Omas Zeiten

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Er ist das Lieblingsgetränk der Deutschen: der Kaffee – besonders am Morgen. Ohne eine Tasse des beliebten Getränks werden viele erst gar nicht richtig wach. Beachtliche 162 Liter Kaffee trinken wir pro Person im Jahr. Das sind 810 kleine Tassen. Wer Kaffee aus dem großen Pott genießt, der trinkt immerhin noch 405 Tassen.

Kaffee war einst ein Luxusprodukt. Heute ist er aus unserem Alltag als Billigprodukt nicht mehr wegzudenken. Wer den Preis dafür zahlt steht auf einem anderen Blatt. Doch ich denke es ist wichtig sich auch damit auseinander zusetzten. Denn insgesamt ist in Bezug auf unserer Umwelt sicher jeder Kaffeekonsum zu hinterfragen. Neben den Folgen des Monokulturanbaus schlagen auch die Transportkosten zu Buche. Doch in diesem Beitrag soll es um den Müll und den Ressourcenverbrauch gehen.

Kaffee in Zahlen

Auch wenn es Leute gibt, die Kaffee »nicht die Bohne« interessiert, so wächst die Lust am Kaffeegenuss auf der ganzen Welt beständig. Nie zuvor wurde so viel Kaffee getrunken wie heute. Er ist nach Erdöl das zweitwichtigste Handelsprodukt weltweit. Von 2004 bis 2014 stieg das Volumen an konsumiertem Kaffee um knapp 25%. Mehr als 149,8 Millionen Sack Kaffee à 60 Kilogramm wurden 2014 insgesamt geerntet. In Deutschland lag der Verbrauch pro Kopf bei 7,1 Kilogramm Rohkaffee. Davon waren 5,16 Kilogramm gerösteter Kaffee. Beeindruckende Zahlen.

Seit 2012 stellen Tchibo, brand eins Wissen und Statista.com gemeinsam viele interessante Informationen über den Kaffee und seinen Genuss im sogenannten Kaffeereport zur Verfügung. Unter anderem finden sich im Report von 2016  Zahlen darüber, wie hoch der Anteil der Kaffeetrinker in Deutschland ist, die am liebsten Kaffee aus Filtermaschinen (71,2 %) oder Kapselmaschinen (22,4%) trinken. Der gute alte Filterkaffee ist immer noch die beliebteste Zubereitungsart der Deutschen. Getrunken wird Kaffee vor allem im privaten Rahmen, zu Hause oder bei Freunden, wie es schon seit jeher war. Der Report stellt fest das Interesse der Kaffeetrinker an Innovationen ist nicht allzu besonders ausgeprägt. So wird sich an diesen Gewohnheiten vermutlich nicht so schnell etwas ändern.

Kaffee aus der Kapsel

Dennoch haben Kapseln und Pads den Kaffeemarkt sichtlich verändert. Das zeigt der Kaffeereport deutlich. Der Konsum von Kapseln und Pads in Deutschland ist von 36.319 Tonnen im Jahr 2010 auf 48.650 Tonne im Jahr 2014 gestiegen. Davon waren 17.750 Tonnen Kapseln. Nach Angaben des Kaffeeverbandes waren es 2015 schon 20.600 Tonnen. Die schnelle Zubereitung ohne viel Abwasch und auch der besonderer Geschmack sind sehr beliebt. Durch diesen Trend ist Kaffee noch mehr zum Lifestyle-Artikel geworden. Ein Produkt, dass das Leben angeblich noch schöner macht. Und den Besitzer als hip, schick und cool daherkommen lässt. Selbst wenn er es sich finanziell eigentlich nicht leisten kann. Allerdings hat dieser Lifestyle ökologische und ökonomische Folgen, die zumindest fragwürdig sind.

Aluminium-Abfall aus Kaffeekapseln

Das Verhältnis von Verpackung und Inhalt ist schlecht. Kapseln verursachen große Müllberge. Fast 3 Milliarden verkaufte Kapsel in 2014. Die Stiftung Warentest errechnete, dass 500 Müllwagen nötig wären, um die etwa 5000 Tonnen Müll aus dem Jahr 2014 abzutransportieren.

Quelle https://www.test.de

Einwegkapseln bestehen aus verschiedenen Kunststoffkomponenten oder aus Aluminium. Für die Aluminiumherstellung aus Bauxit wird extrem viel Wasser und Energie gebraucht. Für etwa 1.000 Stück Alukapseln wird circa ein Kilogramm Aluminium benötigt. Bei der Gewinnung für dieses eine Kilogramm werden gut 14 Kilowattstunden Strom verbraucht. Durchschnittlich werden dabei acht Kilogramm Kohlendioxid frei. Auch diese Zahlen haben es in sich. Außerdem wird für den Bauxitabbau Regenwald abgeholzt, Landschaften werden zerstört und giftige Rotschlämme entstehen. (Das gilt natürlich auch für alle anderen Produkte, die Aluminium enthalten. Und damit meine ich nicht nur die Aludose für Bier.)

Kapseln aus Kunststoff schneiden nicht besser ab

Das aus Erdöl hergestellte Plastik verursacht CO2-Emissionen und ist sehr lange haltbar. Der weltweite Plastikmüll in den Ozeanen lässt grüßen.

Selbst wenn Misch-Kapseln nicht im Restmüll, sondern in der Gelben Tonne landen, sind sie schwer zu trennen und werden am Ende doch verbrannt. Auch wenn einige Hersteller schon Lizenznehmer beim Dualen System sind, so werfen noch viele Verbraucher die Alukapseln aus recycelbarem Aluminium nicht in die Wertstofftonne. Also werden auch sie zu Müll. Bio-Kapseln verbrauchen zwar weniger fossile Ressourcen, doch sie werden in den Kompostieranlagen aussortiert und verbrannt. Die enthaltene hauchdünne Aluschicht verrottet nämlich nicht.

Ein Kaffeepad darf in den Bio-Müll. Allerdings verursacht die Umverpackung auch Müll – 0,8 g je Tasse. Nicht viel, aber vermeidbar.

Der Preis des Lifestyle-Kaffees

Einzelportionen kosten zudem noch mehr als die handelsübliche 500g-Packung. Verbraucher von Pads und Kapseln zahlen zwei- bis dreimal mehr im Vergleich zu einer Tasse Filterkaffee. Mit Pads kostet eine Tasse durchschnittlich 16 Cent und gleich 31 Cent beim Kapselkaffee. Bei der 500 g Pulverkaffee-Packung kostet die Tasse nur 7 bis 10 Cent.

Auch für die Gesundheit gibt es Fragezeichen. Manche Portionspackungen enthalten gesundheitlich bedenkliche Zusatzstoffe wie gehärtetes Pflanzenfett, Zucker, Glukosespiegel oder künstliche Aromastoffe. Diese haben im Kaffee eigentlich nichts zu suchen.

Kaffee »to Go«

Alles muss schnell gehen. So trinken immer mehr Menschen ihren Kaffee auch unterwegs: aus Einwegbechern. Jeder dritte Deutsche kauft regelmäßig Kaffee an der Tankstelle. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov.

Der jährliche Verbrauch an Einwegbechern liegt in Deutschland bei 2,8 Milliarden Stück. Für deren Herstellung werden Wälder abgeholzt, Millionen Liter Wasser und Unmengen an Strom verschwendet. Auch Rohöl wird zur Becherproduktion benötigt, jährlich ca. 22.000 Tonnen. Vom Müllberg ganz zu schweigen, 40.000 Tonnen jährlich. Die Zahl wächst beträchtlich auf 106. 000 Tonnen pro Jahr rechnet man noch die Deckel, Rührstäbchen und Becher für kalte Getränke dazu.

vor allem die Entsorgung ist ein Problem. Viele Becher landen nicht im Mülleimer, sondern dort wo die Kaffeetrinker gerade stehen und gehen. An Haltestellen, auf Grünflächen und Gehwegen. Und wenn sie dann doch in den Abfallbehälter kommen, werden sie am Ende verbrannt.

Das hat alles verdammt wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Viele genießen weil sie es sich leisten können ohne darüber nachzudenken. Ich habe absolut nichts gegen Genuss. Doch macht es mich ärgerlich, wenn es auch andere Möglichkeiten gibt. Auch wenn ich öfter das Argument höre, dass es in unserer schnelllebigen Zeit nun mal nicht anders ginge. Es geht gar nicht um Genuss sonder um Zeitersparnis. Muße könne man sich nicht leisten. Das ist ein anderes Thema, über das es sich wirklich zu reden lohnt, nur würde dies weit über den Rahmen diese Artikels hinauslaufen. 😉

Worauf wollte ich eigentlich hinaus?

Filterkaffee wie zu Omas Zeiten

In meiner Erinnerung sehe ich meine Großmutter, mit dem Teekessel in der Hand, neben der Kanne mit dem aufgesetzten Porzellanfilter stehen. Langsam und kreisend gießt sie das heiße Wasser über das duftenden Kaffeepulver. Aufbrühen, (komisches Wort) haben sie früher immer gesagt. Damit wurde kein Aluminium und wenig Strom verbraucht. Andererseits belasten die Filtertüten auch die Umwelt. Denn die Tüten aus Papier werden ja zumeist aus Holz hergestellt. Aber es gibt auch Tüten aus fair gehandeltem Bambus-Zellstoff, der als schnell nachwachsender Rohstoff gilt. Wiederverwendbare Kaffeefilter aus Metall oder Baumwolle sind eine gute Alternative.

Kaffeefreunde werden sicher viele Einwände haben, was den Geschmack betrifft. Andere mögen einwerfen, es gibt wichtigere Umweltprobleme. Doch das Leben ist in meinen Augen ein ewiger Balanceakt und ohne Kompromisse kommen wir nicht aus.

Was können Kaffeeliebhaber für die Umwelt tun?

Wer seinen Kaffeekonsum insgesamt reduziert und Kaffee mit Nachhaltigkeitslabeln kauft, trinkt sicher den umweltfreundlicheren Kaffee. Wobei vor dem Filterkaffee der lösliche oder der türkische Kaffee die beste Wahl sind. Dennoch jeder trifft seine Entscheidungen und muss es mit sich ausmachen. Wenn es denn Einzelportionen sein sollen, dann liegt der Kaffee im Zellstoff-Pad vor den Kapseln. Wer unbedingt Kapsel-Kaffee trinken möchte, kann zumindest zur Mehrwegkapsel greifen. Und wenn der Kaffee unterwegs getrunken wird, so versuchen eigenen Becher mit zu nehmen oder einen Mehrwegbecher zu nutzen.

Wie sieht es mit Ihrem persönlichen Konsum aus?

Ich freue mich über Kommentare.

PS: Übrigens haben Forscher an der Universität in Athen herausgefunden, dass die Kaffeezubereitung im Mokkakännchen (Türkischer Kaffee) besonders viele Polyphenole und Antioxidantien aus dem Kaffee freisetzt. Sie fragten sich warum auf der griechischen Insel Ikaria so viele gesunde über 90-Jährige leben. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer der Studie, die besonders viel Mokka trinken, freiere und flexiblere Adern haben. Dieser äußerst positive Aspekt konnte bei anderen Kaffeezubereitungsarten in der Studie nicht festgestellt werden.

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